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"Die Vorstellung ist wundervoll, aber noch wundervoller ist das Erlebnis."

- Oscar Wilde

Reisetagebuch Thailand, Vietnam, Indonesien

20. Mai 2016

Bali - Indonesien

Countdown.

Wenn der Weg das Ziel wird, das Geld knapp und Mäuse deine Pizza verschleppen.

 

Es ist der 20. Mai 2016. Noch vor knapp sechs Wochen haben wir uns vorbereitet auf eine lange Reise, die sich nun langsam aber sicher dem Ende nähert. Unser letzter Tag in Bali bricht an und ehe wir uns versehen ist auch dieser schon vorbei. Ein letztes Mal die heissen Sonnenstrahlen einfangen, unser Gesicht zum Glühen bringen, den Sand unter den Fußsohlen spüren, das Salzwasser auf unseren Lippen schmecken. Uns ein letztes Mal den Bikini von tobenden Wellen herunter reißen lassen.

Wir können die Zeit nicht steuern, doch können wir Momente, in denen wir Schönes erlebt haben in unseren Erinnerungen speichern und nach Wunsch vor unserem inneren Auge abspielen, wie ein Kinofilm des Lebens.

Momente, in denen wir uns fragen, was wir uns selbst antun, indem wir beschließen nachts einen 3100m Berg zu besteigen.

Wir spulen ein paar Tage zurück...

Die Reise geht nach Bali, also was packen wir ein? - Bikini, Sonnenbrille, Thermounterhosen, Mütze und den Schal. Wozu? Richtig. Um einer Idee nachzugehen, die mir anfangs unglaublich toll vorkommt, ich aber schon bei der Buchung leicht verunsichert werde, da jeder Reiseveranstalter bei der Frage nach Mount Agung die verstaubten bis gar nicht vorhandenen Infoblätter auskramt und mich mit mitleidigen Blicken begutachtet. Nichtsdestotrotz wird die Tour gebucht, denn wozu hat man sonst die Trekkingschuhe, die seit knapp vier Wochen unbenutzt an meinem Backpack hängen und mir einiges an Gewicht erspart hätten, mitgeschleppt. Abends um 22 Uhr beginnt die Tour dann mit der Botschaft, ich werde den Trip doch ganz romantisch alleine mit einem Tourguide unternehmen. Mit einem Chauffeur, der mir zu allererst seine Müdigkeit vor der etwa 2 Stündigen Autofahrt verkündet, kommen wir durch abgelegene Seitenstraßen inmitten von Reisfeldern und schlafwandelnden Straßenhunden letztendlich am Ausgangspunkt der Trekking Tour Mount Agung an. Inzwischen ist es Mitternacht und mein Tourguide oder eher Leidensgenosse und ich starten den Trip. Um unsere Energie zu sparen fahren wir zu allererst etwa einen Kilometer auf holprigem Weg mit seinem Motorroller, der sehr bemüht ist, den Anstieg zu greifen, und mit rutschenden Reifen werde ich freundlich gebeten meinen Körper, der besagtes Zweirad scheinbar erheblich behindert, kurzzeitig zu verlassen und einige Schritte bereits vorzulaufen. Nach einigen Metern steige ich wieder auf, bis die nächste Schotterpiste uns erliegt. Dieses Szenario wiederholt sich etwa drei bis vier mal, bis wir an der Stelle ankommen, an der unser fahrbarer Untersatz stehen gelassen wird und wir unserer eigenen Beine, Kopf und Motivation mächtig werden.

Der erste Gedanke am stetig ansteigenden, nicht unbedingt zum Gehen einladenden "Weg" hämmert in meinem Kopf wie ein Schlagbohrer, während die kleine Stimme in meinem Kopf mich innerlich anschreit :"WAS HAST DU GETAN?" - meinem Atem und dem Schweiß zu urteilen, der mir ungehalten an sämtlichen Körperstellen entlang zu rinnen beginnt, schaue ich völlig ermattet auf die Uhr und erschrecke mich, nachdem ich das Gefühl habe einen Halbmarathon gelaufen zu sein, dass bereits ganze zehn Minuten vergangen sind. Meine Gedanken rasen und besagte Stimme schreit mich erneut an mit den hämmernden Worten:"VIER STUNDEN!" - was also machen, wenn man am absoluten Tiefpunkt angekommen zu sein scheint, nach Luft schnappend im vollkommenen Dunkel einem völlig fremden, welcher der englischen Sprache nur begrenzt mächtig ist, folgt und die Gewissheit besitzt, dass der Weg nicht gerade kurzweilig sein wird?! Ich werde in meinem Gedankenkarussell gestoppt und nehme das Wort "break" wie eine Oase in der vertrockneten Sahara plötzlich klar und deutlich wahr. Bestehend aus Wasser und Keksen und der absoluten Fatamorgana und Energiequelle namens Banane, treten wir gestärkt unseren Weg gen Himmel oder zumindest zur Spitze des Mount Agungs an. Mit einem Rhythmus aus Anstrengung und Pause, verschwinden alle anfänglichen Zweifel und plötzlich ist es sogar der Weg, der uns antreibt nach oben zu gehen. 

Vier Stunden, drei Liter Wasser, vier Bananen und diverse Süßigkeiten später erreichen wir die Bergspitze. Da wir etwa knapp zwei Stunden zu früh dran sind, bevor der versprochene Sonnenaufgang beginnt, beschließen wir uns noch etwas auszuruhen oder sogar zu schlafen. Der Gedanke behagt mir absolut, wird aber minimal von dem eisigen Wind weggeweht, der mir sämtliche Körperteile einzufrieren droht, trotz schichtenweise Pullover und Thermounterwäsche. Der Blick in den wohl sternenreichsten Himmel lässt die eisigen Gedanken jedoch schnell verschwinden. Der Anblick dunkler Umrisse und einer glitzernden Stadt etwa 3000 Meter unter uns ist selbst für mich in Worten nicht zu beschreiben. Mit dem Rücken an einen Stein gelehnt genieße ich den Moment und fühle mich Verbunden mit der Natur wie noch nie. 

Ich werde aus meinen Träumen geweckt, eines ebenfalls absolut natürlichen Verhaltens, als mein Tourguide im Schlaf laut und kräftig furzt.

Auch dieser ist nun wieder hellwach, und da wir am Horizont schon leicht die Morgenröte erkennen können, packen wir unsere Sachen zusammen, und machen uns auf zu der Stelle, an dem wir die Sonne herzlich empfangen. Guten Morgen Bali. Guten Morgen Welt. Ein Anblick wie im Bilderbuch und wohl der schönste Sonnenaufgang, den man haben kann. Mit einem Tee und kleinem Frühstück beginnen wir diesen wunderschönen außergewöhnlichen Morgen, lassen uns die Wärme auf unsere gefrorenen Gesichter scheinen, blinzeln der Sonne entgegen und sehen die Wolken vor uns vorbei ziehen. Das Profil, das unser zurück gelegter Weg in der Nacht nur schemenhaft umrandete, wird nun klar und deutlich sichtbar. Und mit der Erkenntnis, diesen steinernen hohen Weg erklommen zu haben, wird mir gleichzeitig bewusst, dass wir diesen nun auch wohl oder übel zurück gehen werden. Wie überall im Leben ist der Aufstieg immer angenehmer, als der Abstieg. Und so klettern wir den vier Stündigen Weg konstant abwärts hinunter, bis ich das Gefühl habe, meine Beine nicht mehr zu spüren und eine Haltung einnehme, die der eines ferngesteuerten Stockes ähnelt. Letztendlich kommen wir aber beide unversehrt am Fuße an und nicht nur ich, sondern auch mein Mitsportler sind froh nun unten angekommen zu sein. Der Muskelkater die nächsten drei Tage ist alles Wert, auch wenn ich mich kaum bewegen kann und mich fühle wie eine achtzig jährige Frau in Kombination mit einem angeschossenen Reh.

 

Um dies auszukurieren verbringen wir die nächsten Tage ganz gediegen am Strand von Canggu, einem kleinen niedlichen Ort auf Bali, in dem ein Café das andere übertrifft. In dem ein Sale billiger ist, als der nächste und welcher von Schmuck, Klamotten, Unikaten und Taschen nur so trotzt. Ein Paradies für uns, die Hölle für unser Portmonee und der super Gau für unser Backpack. Da wir schon leichte Startschwierigkeiten auf dem Hinweg nach Bali hatten bezüglich des Gewichtes unseres Gepäckes, sprengt dies nun alle Maße. Was uns schlichtweg nur minimal kümmert, denn so glänzen die Dollarzeichen in unseren Augen und gaffen nach neuen sommerlichen Sale Angeboten an jeder kleinsten versteckten Straßenecke. "Die wollen unser Geld", versuchen wir uns einzureden und wie mit Scheuklappen an besagten Stores vorbeizugehen. Doch wenn eine Tasche "Mama" ruft, ist dies schlichtweg unmöglich. Gerade dann, wenn es genau diese ist, die wir benötigen, um alles überschüssige Gepäck in einem zweiten Gepäckstück zu verstauen, oder viel mehr zu schmuggeln. Wie sich das Übergepäck auf unseren weiteren Rückflug nach Bangkok und weiter nach Deutschland auswirkt bleibt uns bis jetzt noch ein ungelöstes Rätsel.

Ein weiteres Rätsel ergibt sich uns, als wir nachts im Bett durch ein mysteriöses Rascheln geweckt werden und unseren Schreck nicht unbedingt leise durch einen schrillen Schrei äußern. Festbeleuchtung um drei Uhr nachts bei Respondek Röltgen. Erschrocken und orientierungslos aus dem Schlaf gelöst drehen und wenden wir unsere Köpfe, um die Ursache des Raschelns festzustellen und sehen im letzen Moment etwas durch die Badezimmertür huschen, die sich hier in eine open air Dusche und Toilette erstreckt. Mit Liebevollem Holzeinsatz zum duschen und einer Steinwand, die kletteraffine Tiere dazu einlädt uns einen Besuch abzustatten. Wie wir später nach einem weiteren hysterischen Angstzustand feststellen, ist das unbekannte Objekt, das sich unbemerkt in unser Zimmer geschlichen hat, eine deutlich überfettete Maus, die sich hemmungslos an unseren Essensresten bedient. Um diese aus unserem Zimmer zu locken, legen wir den Karton mit den Überresten, der von uns verspeisten Champignon Pizza, in das Open Air Bad, in der Hoffnung, unserem kleinen fetten Gast eine Freude zu bereiten und uns friedlichen Schlaf zu gönnen.

Die restliche Nacht verläuft ruhig und ohne weitere Besuche.

Die Tatsache, dass wir uns am nächsten Morgen in unser Badezimmer schleichen, als erwarteten wir ein wildes Raubtier, das uns anfallen könnte, prägt das Ereignis der vergangenen Nacht. Wie die Kommissare pirschen wir uns vorsichtig vor und inspizieren den Tatort. Der am Vorabend mit Pizzarändern gefüllte Pappkarton ist inzwischen leer - wen also wundert die Fettleibigkeit dieser verfressenen Maus! Wir stellen fest, dass diese inzwischen verschwunden ist, im Gegensatz zu den Pizzastücken, die wir später doch noch unter den Holzlamellen der Dusche wiederfinden. Was für ein Anblick für eine Putzfrau. Und welche Gedanken und Fragen, wenn man völlig unvoreingenommen einen Raum säubert und feststellt, dass unmittelbar unter der Dusche Pizzareste vorzufinden sind. Und das in einem Zimmer, aus dem Nachts wieder erwarten schrille Schreie erklingen.

Nach der eher unruhigen Nacht und dem belustigenden Morgen verbringen wir unseren letzten Tag am Hauseigenen Pool, fahren zum Sonnenuntergang, den wir leider kein einziges Mal wolkenlos miterleben konnten, zum Strand und versuchen die letzten Reste unseres Übergepäcks zu verstauen, bis es morgens um vier weiter geht in Richtung Bangkok.

Und damit verabschieden wir uns aus dem wunderschönen Bali mit all seinen Hippie Bussen und Surfern. Mit seinen brechenden Wellen, die uns des öfteren haben blank ziehen lassen. Dem leckersten Frühstück und den gesündesten Säften, wir verabschieden uns auch schweren Herzens von allen Geschäften, allen Traumfängern und Kettchen und vor allem der lachenden Sonne und hoffen, uns ganz bald wieder zu sehen.

Selamat jalan.

11. Mai 2016 

Kuta - Bali

Surfing für Anfänger

 

Nusa Lembongan - Indonesien

Abtauchen in eine andere Welt

 

Wenn die Zeit plötzlich zu rennen beginnt, uns versucht zu überholen und wir ihr immer einen kleinen schönen Moment voraus sind. Dann heißt es, wir sind in Bali angekommen.

Einige Tage und ein guter Start im Paradies liegen nun hinter uns.

Besuche in Canggu, Ulluwato und Kuta. Dem Ballermann und Patong Beach Bali's, doch ebenso der perfekte Ort für die Surferinnen unter uns. So verschlägt es uns das erste Mal auf ein Surfbrett. An Land und mit entsprechenden Trockenübungen, die die Kunst des Surfen beinhalten, zeigen sich unsere Fähigkeiten vorerst besser, als in der späteren Praxis. Denn da werden wir zu Beginn von unserem Surflehrer im wahrsten Sinne des Wortes ins kalte Wasser geworfen. Und die erste Welle kommt schon schneller als gedacht. Mit verblüfftem Gesichtsausdruck werden wir von einer salzigen Welle nach vorne geschleudert, und ehe wir uns versehen, stranden wir wie eine orientierungslose Seerobbe am Ufer inmitten anderer verloren gegangener blutiger Anfänger. Doch wie sagt man so schön? - Übung macht den Meister. Und auch wenn wir nicht als Meister aus dieser Surfstunde hinausgehen, so schaffen wir es zumindest gerade auf dem Brett zu stehen. Aber ein Meister ist ja nunmal auch noch nie vom Himmel gefallen. Höchstens vom Brett... Und so verfallen wir in eine Endlosschleife anpaddelnder Wellen, ausbalancierenden Ausfallschritten, wedelnden Armen, der ein oder anderen Sprung,- Fall,- oder Klatschpartie ins Wasser, bis wir letztendlich einigermaßen sicher unseren Körper auf dem schwimmenden Brett unter Kontrolle bringen. Vergessen wir all die Stereotypen von Surfern, die völlig schwerelos mit einem Monster von Brett unter einem einzigen Arm zum Wasser laufen. Leichtfüßig und sanft wie ein springendes Reh. Strandschönheiten mit wallender Mähne, die wie in Zeitlupe über den Sand gleiten, mit ihrem Board untertauchen, Welle für Welle gekonnt reiten und anschließend braungebrannt und durchtrainiert bei Sonnenuntergang den Strand und die Weiten des Meeres verlassen.

In der Realität sehen wir hier im Vergleich zum Brett, das fast doppelt so groß ist wie wir, winzig kleine Menschen, die entweder das Surfboard zu zweit transportieren oder aber schwer bemüht hinter sich herschleifen. Auch der Sand brennt uns wie Feuer unter den Füßen, sodass leichtfüssige Schritte mehr zu Elefanten ähnlichem Stampfen mutieren, beim Versuch der glühenden Lava unter uns auszuweichen.

Die Wellen, die wir mehr oder weniger reiten - Rodeo reiten wäre hier die angebrachte Bezeichnung - lenken uns derweil ab von der Sonneneinstrahlung, die uns hier Tag für Tag von oben beglückt. Und so kommen wir nach über zwei Stunden minimal gebräunt und maximal im Gesicht verbrannt von unserer Surfstunde zurück. Nicht nur bleibende Eindrücke bleiben von diesem Tag zurück. Sondern ebenso große blaue Flecken, die dabei entstehen, wenn das Brett eines Chinesen waagerecht auf dich zugeschossen kommt, deinen Oberschenkel brandmarkt, du dich kurz unter Wasser herum schleudern lässt, während besagter Chinese derweil mit seinem Hinterteil dein Gesicht streift.

Dennoch Eindrücke und minimale Hinterlassenschaften, die uns einen wunderbaren Tag und das Verlangen nach Me(e)hr bereitet haben.

So verlassen wir das Surfer und Touristenviertel Kuta und fahren zurück in unsere Unterkunft nach Seminyak, genießen das Essen unseres "Stamm" Warungs, das man inzwischen so nennen kann, wenn man binnen einer Woche fast täglich dort isst, und lassen den Abend mit vollen Bäuchen gefüllt mit Reis, Gemüse, Tofu und dem wohl leckersten Topping "Kecap Manis", einer süßen Soja-Ketchup Sauce, langsam ruhen.

 

Was wir bisher gesehen haben von Bali und der Schönheit dieses Fleckchens Erde liegt momentan bei breiten Sandstränden mit dunklem Sand, brechenden Wellen, die schaumig ihren Zorn am Ufer anspülen, kleine Straßen und Gassen, die aus Souvenirshops und Surferbekleidung bestehen. Das ein oder andere Outlet, dank welchem wir zumindest optisch wie ein absoluter Surfer Profi auszusehen scheinen, lecker duftenden Warungs, die frisches Gemüse und Fleisch am Straßenrand in kleinen Vitrinen präsentieren und Geschäften, die zu achtzig Prozent aus Traumfängern bestehen, sowie den mini Penissen, die hier farblich verziert sind und dem Zwecke eines Flaschenöffners dienen.

Der Überschuss an Souvenirläden führt nicht unbedingt minder dazu, unser Budget und die Kapazität unseres Reisegepäcks bis auf den kleinsten Rupiah und Kubikzentimeter zu sprengen. Und irgendwie schafft es hierbei jedes Mal der Teufel auf unserer Schulter dem Finanzengelchen eines mit dem Surfbrett überzuwischen, bis dieses wieder zur Besinnung kommt, und der Laden bereits leer gekauft ist.

Fernab von alledem zieht es uns nun von der Insel Bali auf die Nachbarinsel Nusa Lembongan, die wir binnen dreißig Minuten via Schnellboot erreichen. Ganz nah und doch so weit entfernt von wilden brechenden Wellen und leicht hektischem Treiben, erreichen wir einen Ort der Ruhe, weissen Sandes und karibisch blauen Wassers. Und weil man sich doch sonst nichts gönnt - neben bunt bestickten Strandkleidchen, Schuhen und Bikinis - gönnen wir uns hier diesmal ein kleines niedliches Bungalow direkt am Wasser. Bei der bisherigen Durchschnittspauschale von etwa 7-10€ die Nacht, kommen uns 17€ hier schon fast utopisch und teuer vor. Und dennoch bekommen wir eine Hütte inklusive Hängematte, einer Dusche unter freiem Himmel, das Rauschen des Meeres, das Brechen der Wellen direkt neben unseren Köpfen, und einem Bett für drei Personen, welches wir uns auf etwa gefühlt zehn Quadratmetern Fläche teilen. Nach einer etwas zu kurzen Nacht, die wir gefühlt auf der sinkenden Titanic verbracht und mit einem Sägewerk neben uns eingeschlafen sind, hat sich jedoch durchaus gelohnt. Nachdem wir am nächsten Tag mit einem kleinen Fischerboot die Insel umfahren und schließlich eine Bucht erreichen, die das Zu Hause mehrerer Manta Rochen umfasst. Das Meer, das wir bis dahin hinter uns lassen, ist im Gegensatz zu den etwa fünf Meter langen Tieren ganz und gar nicht ruhig. So führt die ein oder andere Welle dazu, dass unserer Reisekompanin kurz einmal etwas übel wird. Mit einem Gedankenkarussell, das sich mehr darum dreht, nicht über Bord zu kotzen, kommen wir schließlich unversehrt am sogenannten Manta Point an. Während wir uns in eine andere Welt down under der, die wir bisher kennen lernen durften, bewegen und die friedliche entspannte Atmosphäre der daherschwebenden Mantarochen erleben, hängt unsere Freundin derweil spuckend mit dem Kopf über Bord, und unser Kapitän sich lediglich über diese Situation belustigt.

Nach einer etwa vierzig minütigen Bekanntschaft mit den Mantarochen, die nur minimal unter unseren Fingerspitzen hergleiten, treten wir den Rückweg an.

Lassen eine andere Welt zurück, genießen den restlichen Tag in einer kleinen Bucht am kristallklaren blauen Meer, vergessen die Seekrankheit und das Schaukeln der Wellen und lassen uns das Lachen der Sonne ins Gesicht scheinen.

Und so rinnt die Zeit. Tag für Tag. Nacht für Nacht. Stunde um Stunde. Moment für Moment. Wir fangen ihn ein mit all seinen Facetten, speichern ihn wie all die Bilder, die uns während unserer Reise begleitet haben und saugen ihn auf, wie die Luft zum Atmen.

Die Luft, die duftet nach Salz, nach Meer, nach Räucherdunst und Gewürzen.

05. Mai 2016

Bali - Indonesien

Willkommen im Paradies

 

Drei Uhr morgens und wir sind auf dem Weg zum Internationalen Flughafen Don Mueng in Bangkok. Zurück lassen wir Vietnam und Thailand und willkommen heißen wir ein neues Kapitel: Indonesien. 

Geweckt werden wir von Sonnenstrahlen, die uns durch die kleine Luke in unserer Air Asia Maschine sanft zublinzeln und mit ihrem warmen Lächeln nach etwa vier Stunden Flug über den Wolken Indonesiens begrüßen. Bali da bist du. Heiß ersehnt und bereits von ganz weit Oben ein absolutes Highlight. Als die Maschine zum Landeanflug ansetzt, immer mehr an Höhe verliert und wir das Glitzern des Meeres schon beinahe greifen können, da wir so nah über der Wasseroberfläche zu fliegen beginnen, landen wir letztendlich sicher auf der Bahn des Flughafens Denpasar, der unmittelbar am Wasser gelegen ist. Vollgepackt mit Backpack, Souvenirtüten inklusive Vietnamhüten, welche die Blicke der Einheimischen vehement auf sich ziehen, werden wir bei unserer Ankunft schon von unserem persönlichen und wohl besten Travelguide in Empfang genommen.

Im Gegensatz zu unserem Flug, den wir ruhig und gelassen hinter uns gebracht haben, starten wir den ersten Tag in Bali mit einer oder gleich mehreren kleinen Bruchlandungen. So wird gleich zu Beginn vorerst meine Visakarte kurz und knackig vom Geldautomaten verschluckt. Visalos decken wir uns ein mit angemessenem Sonnenschutzfaktor, der natürlich wie sonst auch der starken Sonneneinstrahlung speziell dann nicht trotzt, wenn man gefühlte zehn Stunden der prallen Sonne ausgeliefert ist. Minimal hautgerötet mit einem Abdruck am Hinterteil, der dem Lüftungsschacht eines Sportwagens ähnelt - Bikini mit abgesetzten Striemenbändchen sei Dank - fahren wir in Richtung Sunset Hotspot, der uns den ersten wunderschönen Sonnenuntergang Balis präsentieren soll. Wie das auf der Insel so ist bewegt sich die Masse hier via Motorroller von A nach B. Schockerstarrt von den bleibenden Eindrücken Hanoi's und Saigon's verläuft der Verkehr hier zwar etwas geregelter, hindert uns jedoch nicht daran uns minder überfordert durch die engen Gassen des Ortes Seminyaks, in dem wir wohnen, hindurch zu kämpfen. Ein Kampf im wahrsten Sinne des Wortes. So erklärt nicht nur eine von uns Balis Schaufensterscheiben und dem fließenden Verkehr den Krieg. Denn wo Kandidatin Nummer eins sich gekonnt und äußerst graziös im Stand oder maximal 2km/h "schnell" samt Motorroller langsam fallend die Straße küsst, versucht Kandidatin Nummer zwei derweil mit Vollgas in einen kleinen DVD Laden zu preschen. Wir entscheiden uns letztendlich dafür, sämtliche Glasscheiben der Insel zu verschonen und den Verkauf von DVD's in Stand zu halten, und reduzieren uns auf einen Roller weniger. Und so kommen wir schließlich unversehrt am Zielstrand an, betrachten die gelb orange farbigen warmen Farben der untergehenden Sonne, und stoßen zur Krönung unseres ersten Tages mit einem eisgekühlten Bintang - denn seit unserer Reise mutieren wir zu Biertrinkerinnen - auf eine wunderschöne Zeit und einen etwas turbulenten Start auf Bali an.

Den nächsten Morgen verbringen wir in einem, aus Bambusstöcken zusammengebauten, niedlichen Café, dessen Traum einer Australierin sich hier inmitten von fröhlichen Gesichtern, frischen Früchten in Kokosnussschalen und frisch gepressten Säften, Realität angenommen hat. Was gibt es schöneres, als den Tag zu beginnen mit frischem Obst und einer Mischung Aloe Vera mit Ingwer inmitten warmherziger Atmosphäre, einer leichten Prise, strahlend blauem Himmel und einem einzigen Termin: Das Meer. 

Seine rauschenden Wellen, die sich hoch und bedrohlich auftürmen und uns wieder einmal der ein oder anderen Bikinihose entledigen, lächelt uns an diesem Morgen an und begrüßt uns mit brodelndem weißen Schaum am Rande des heißen klebrigen Vulkansandes. Unsere Verabredung mit dem Meer dauert so den ganzen Tag. Wir beobachten Surfer, die sich den wuchtigen Wassermassen zu stellen versuchen und Schwimmer, die beim Aufprall der Wellen zu tauchen beginnen, fangen die Sonnenstrahlen über uns auf, bevor wir uns mehr oder weniger "frisch" machen für eine der heiß begehrten Strandpartys Canggu's. Nachdem wir die happy hour beim Abendessen mit Cocktails und Wein gut ausgekostet haben, fahren wir mit Salz auf Haut und Haaren, Sand unter und auf den Füßen inklusive Leuchtturm von Gesicht so wie wir sind zum hier bekannten Old Men's, einem Ort, der nur aus den hübschesten und attraktivsten Menschen der Welt zu bestehen scheint. Doch bevor wir uns deren Anblick hingeben und anfangen können zu sabbern, halten wir an einem Automaten, um das nötige Kleingeld für ausreichend Flüssigkeitszufuhr abzuheben.

Dieser Vorgang wird mehr oder weniger kurz unterbrochen, als ein Straßenhund sich in besagte Automatenzelle einquartiert, um sich verstärkt in die Pfote zu beißen. Zwei Personen inklusive Hund eingesperrt auf einem Quadratmeter Platz. Da kommt es schonmal vor, dass die Zähnchen sich im falschen Fuß vergreifen. Aus Schock wird gut und gerne auch der Mülleimer sofortig ausgeleert um diesen als Schutz und Maulkorb zu verwenden. Die bösartige Fleischwunde, die aus drei kleinen Zahnabdrücken besteht, desinfizieren wir, der Hund, dessen Störfaktor ein kleines Stück Knochen im Zahnfleisch war, ist behoben, und der Abend kann beginnen.

Angekommen gönnen wir uns erst einmal einen kleinen Drink bestehend aus 2cl dunkelbrauner Flüssigkeit, während wir die Schönheit der uns gegenüberstehenden Männer und Frauen begutachten. Makellose Gesichter, glänzender Teint, feine Poren und keine Spur von der abendlichen Sommerhitze. Und so fällt die Kamera unseres Blickwinkels auf Naturschönheiten, Männer und Frauen, und diejenigen, unsere Wenigkeit, die schwitzend und rot erleuchtet mit salziger Haut an der Bar stehen und versuchen ihre Hitzewallungen mit Hilfe von wildem Wedeln des T-Shirts und gekühltem Bier unter Kontrolle zu bringen. Willkommen in einer Welt des Transpirierens und dem Gefühl eines Wassertropfens, der dir während du dich mit einem langhaarigen Stereo Typ Surfer unterhältst, den Rücken langsam aber sicher hinunter läuft. Da auch das Gesicht aussieht, wie frisch geduscht und nicht abgetrocknet relativiert sich das Gespräch auch hier auf den short talk, während man sich alle paar Minuten den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen versucht.

Einige Bintangs, durchnässte Kleidung, ein frisches T-shirt und Standart Tänze mit Einheimischen, die gerne dirty dancing like die Lüfte erobern möchten, begeben wir uns bei Verstummen der Musik langsam auf den Heimweg, lassen den Abend und die ersten Eindrücke revue passieren und genießen die kühle Luft der Klimaanlage, die uns sanft in den Schlaf pustet.

Sei ein Trunkenbold, betrunken vom Leben, vom Wein der Existenz. Bleibe nicht nüchtern. Der Nüchterne bleibt tot. Trinke den Wein des Lebens. - OSHO

Willkommen auf Bali.

Willkommen im Paradies.

02. Mai 2016

Vietnam - Saigon Ho Chi Minh City & Bangkok

Letztes Kapitel Vietnam

 

Saigon. 

Der letzte Stop unserer Reise durch das schöne aber durchaus anstrengende Vietnam. Das jetzige Ho Chi Minh im Süden Vietnams gibt uns nochmal einen kräftigen Schluck Kultur mit einem deftigen Schuss Geschichte mit auf den Weg. Fast zweieinhalb Wochen liegen nun hinter uns. Eine durchaus vielfältige Tour durch Städte, Inseln, Höhlen und kleine Fischerdörfer. Begonnen im Norden beenden wir nun unseren Trip im Süden Vietnams.

Diverse Langstrecken Busfahrten, literweise Schweiß und Wasser und dem dazugehörigen Quoten  Sonnenbrand, ein Dutzend Tempel, brennende Füße, relativierende Massagen, fresh springrolls und unterschiedlichste Nudelsuppen, das gute Tiger Bier, Rikscha Fahrten, feilschende Markthändler und sechs Kilogramm ergatterte Souvenirs, jede Menge verprasste vietnamesische Dong, Zeitreisen in Jahre vor unserer Zeit, Wasserpuppentheater und nicht zu vergessen das geregelte Chaos im Straßenverkehr liegen nun hinter uns.

Und als hätte es das Schicksal so für uns vorgesehen, wird uns am letzten Abend sogar ein großes Feuerwerk präsentiert, das mit bunten sprühenden Funken durch die Hochhäuser und Fassaden der Großstadt aufleuchtend. Wie wir schon bereits in Bangkok das thailändische Neujahr miterleben durften, so bekommen wir nun ein Bild der feiernden Vietnamesen, die ihre Unabhängigkeit auf den Straßen Saigons ausgiebig zelebrieren. Mühselig versuchen wir uns von unserem Hotel einen Weg in Richtung Ausgangspunkt des Feuerwerkes zu bahnen, was jedoch leichter gesagt als getan ist. Denn als wären die Straßen Saigons nicht schon sowieso voll genug befinden sich an diesem Tag gefühlt die dreifache Menge an Menschen und Rollerfahren auf jedem Quadratzentimeter der Stadt.

So quetschen wir uns durch die Massenansammlungen, während wir glauben inzwischen relativ siegessicher und geübt im Überqueren einer vietnamesischen Straße zu sein, doch ist dies nun absolut schier unmöglich. Das Risiko, das vorher darin bestand überfahren zu werden, während ein Pulk von Zweirädern auf uns zugerast kommt, ist nun vielmehr dieses, in der Masse zwischen Mopeds und Menschen stecken zu bleiben. So gelingt es uns eher schwerfällig den Rückweg anzutreten. Wenn die Straße als Fluchtweg nämlich nicht mehr reicht, wird kurzum auch der Bürgersteig zur Fahrbahn umfunktioniert. Und so balancieren wir uns vorbei an einem Pulk von Zweirädern, Menschen, freilaufenden Hunden, Ratten und Kakerlaken, während wir aus einer Bar Celine Dions Song "my heart will go on" in Techno Version wahrnehmen. - die Titanic wäre bei dieser Version auch ohne Eisberg schlichtweg gesunken.

Ein Anblick der Superlative, wenn man bedenkt, dass wir inzwischen einiges gewohnt waren. Und so schießt Saigon im wahrsten Sinne nicht nur den Vogel sondern das Feuerwerk unserer Vietnamreise ab.

Wo ein Kapitel endet, beginnt in der Regel auch ein neues. Denn unsere Geschichte hat noch nicht ihr Ende gefunden.

Als kleinen Zwischenstop legen wir erneut einen Tag Bangkok als Lesezeichen unseres Buches in unsere kleine Reisgeschichte ein.

Die Stadt, deren erster Eindruck mich derart beeindruckt und fasziniert hat, die ich als „verrückt“ betitelte scheint nun nach Hanoi und Saigon fast schon als Kurort und Ruhepol zu wirken. So kommen wir an in der Stadt der Engel und spüren diese förmlich wie eine Wohltat auf unserer Seele. Wir genießen das thailändische Essen, spüren die strahlende Sonne auf unserer Haut, besichtigen den prachtvoll verzierten goldenen Königspalast und freuen uns auf einen vorerst letzten Abend Bangkok, bevor es für uns weiter nach Indonesien geht.

Als Krönung diesen Abends haben wir uns einen der Aussichtstürme ausgesucht,welchen man aus dem bekannten Film "Hangover 2" kennen könnte. Mit dem kleinen Unterschied, dass unser Abend nicht die gleiche Eskalation verursachen soll, wie uns der Hollywood Blockbuster sie darstellt. Im Gegenteil. Denn sollte es an diesem Tag wohl eher nicht dazu kommen, dass wir die vierzig Stockwerke erklimmen und uns über den Dächern Bangkoks einen erfrischenden Drink gönnen.

So werden wir vorgefahren - vor besagtem fünf Sterne Schuppen - in einem Tuk Tuk. Ganz wie es die Etikette verlangt und wie es natürlich alle machen würden. Wo andere sich vorher Stunden lang frisch gemacht ihr kleines Schwarzes ausgekramt und die 10 Zentimeter Absätze mit entsprechend aufreizendem Make Up aufgetragen haben, steigen wir aus unserer Luxuslimo auf drei Rädern in unseren am Straßenrand gekauften Wickelröcken und Flipflops aus. Wie heißt es so schön? Kleider machen Leute? In unserem Fall diesmal eher nicht. Denn so werden wir kurz vor den Aufzügen freundlich darauf hingewiesen, dass unser Dresscode nicht unbedingt dem der Masse entspricht. Nachdem meine Freundin sich extra die Haare hat waschen und föhnen lassen um zu mindest einigermaßen die Spuren eines durchgeschwitzten Sightseeingtages zu verwischen, sind wir entsprechend frustriert, als wir nun zurückgewiesen werden. Um den Sonnenuntergang pünktlich zu sehen bleibt nicht mehr viel Zeit und so versuchen wir panisch noch passendes Schuhwerk zu finden, damit wir die hoch angepriesene Dachterasse betreten dürfen - vergebens.

Den letzten Abend verbringen wir also weder auf einer rooftop Bar, noch im schicken Abenddress, die Haare inzwischen wieder leicht zerzaust und die Haut am glänzen der abendlichen Stadthitze mit einem Chang Bier in einer ganz gewöhnlichen Bar, in er Nähe unseres Hotels.

Der nächste morgen ruft schon bald, denn werden wir von einem Taxi um 3 Uhr früh erwartet, das uns schließlich zum Flughafen befördert und wir unseren Flug ins Paradies beginnen.

27. April 2016

Nha Trang - Vietnam

Kurzer Zwischenstopp

 

Nha Trang. Kurz und knackig. Wie die Röcke der russischen Frauen, die sich hier tummeln wie die Maden an einer verfaulten Mango. 

Was also soll ich sagen, oder viel mehr schreiben. "Vorgewarnt" wurden wir, mehr oder weniger vorbereitet auf diesen spontanen Zwischenstopp. Aber ist es nicht überaus wichtig, sich immer und überall in jeder Lebenslage sein eigenes Bild zu verschaffen - bei Allem und Jedem?

Die Wahl lag uns hierbei zwischen zehn Stunden Busfahrt mit einem Tag und einer Nacht Aufenthalt in unserer Bildvorlage Nha Trang, oder aber der etwa vierundzwanzig stündigen durchgängigen Fahrt in dem uns inzwischen wohl bekannten open night bus direkt nach Saigon.

Wir entscheiden uns also für Variante eins inklusive der Rolle des Künstlers, der die Leere Leinwand seiner Staffelei betrachtet, den Pinsel nimmt und beginnt das Aktmodell Nha Trang in seiner vollsten Natürlichkeit zu zeichnen.

Zehn Stunden später also steigen wir morgens früh um 6Uhr schockgefroren aus dem unterkühlten Bus, der uns hat einfrieren lassen wie Eiszipfel im April geweihten Deutschland, und erleiden als absolutes Paradoxum unmittelbar das nächste Extrem - den Hitzeschock der gesamten Reise, der uns gerade frisch zum Sonnenaufgang in Nha Trang begrüßt, als wir aus der Eistruhe auf Rädern aussteigen.

Nachdem wir uns in einer mini Ausgabe Wolkenkratzer von Hotel kurz aufgefrischt, eingecremt und in einem kleinen Bistro gefrühstückt haben, gehen wir mit Badetuch und Sonnenschutzfaktor 20 bis 50 bewaffnet in Richtung Strand, der sich unmittelbar zwei Minuten Fußweg kilometerweit vor uns erstreckt. Das dunkelblaue Meer, das auf Bildern eher türkis wirkte ist ruhig, bescheiden und plätschert die ein oder andere Welle friedlich gegen das Ufer, das auch am Morgen schon von russischen Frühsportlern gerne in Jeanshosen vorbeijoggend genutzt wird. Die Hotelfassade mit all seinen Hochhäusern und der langgezogenen Strandpromenade gleicht minimal der, wie man sie sich etwa in Rio de Janeiro vorstellen würde. Auch einen kleinen amerikanischen touch der Äußerlichkeiten und des ersten Eindrucks erinnern an Miami. Die Betonung liegt hier bitte auf minimal und rein äußerlich. Denn speziell der erste Eindruck ist häufig auch ein Künstler der Täuschung. Anstelle der surfenden Strandschönheiten mit Topmodelfigur, finden wir hier - wie uns bereits prophezeit wurde - fettleibige Bier trinkende und sich im Stehen permanent sonnende russische Mitbürger-/innen. Man beachte dabei die Uhrzeit in Kombination des Alkoholgenusses...

Man könnte Nha Trang auch umbenennen in das russische Vietnam. Denn auch bei der Essenssuche am Abend ist es hier äußerst schwierig und von enormer Geduld geprägt, ein vietnamesisch und somit lokale Küche anbietendes Restaurant zu finden, dessen Küche nicht aus russischer Kulinarität und Wodka besteht. Nicht nur das Essen, sondern auch die Promotoren, die Bars und Restaurant vor den Eingängen anpreisen sind ebenfalls osteuropäischer Herkunft. Und als wäre es völlig selbstverständlich, dass halb Nha Trang der russischen Bevölkerung angehöre, werden auch wir an jeder Ecke generell in russischer Ansprache kontaktiert. Hier gilt: Russisch ist das neue Englisch.

Trotz alledem genießen wir tagsüber die brennende Sonne, die hier im südlichen Bereich Vietnams deutlich stärker lächelt, uns vielleicht auch ein kleines bisschen auslacht, und verbringen den Tag am und überwiegend im Meer. Zwischendurch erholen wir uns vom Gelächter des Feuerballs, das durch den blauen Himmel seinen Weg zur Erde sucht, wie ein Bunsenbrenner im Physikunterricht, der die brodelnde Flüssigkeit im Reagenzglas zum Kochen bringt. Unter einem mit Leinen bedeckten Bambusbett geniessen wir den Schatten und die ein oder andere kühle Brise, die uns die Schweißperlen vom Gesicht weht, und schlürfen genussvoll einen frischen Fruchtcocktail bei einer Pizza Margaritha.

Am Abend erobern wir das russische Nachtleben im Tiefflug und mit Höchstgeschwindigkeit, verwöhnen unsere Haut mit Après Sun Lotion und unseren Geist mit einem starken Mochijto.

Shantaram und Gregory David Roberts sagen so schön: "Wenn einen das Schicksal nicht zum Lachen bringt, hat man den Witz nicht verstanden."

Wir nehmen ihn mit. Den Witz Nha Trang samt all seinen Russen, einer Erfahrung und Erinnerung und zwei neuen Bikinis mehr.

Und möge das Schicksal dafür sorgen, dass wir mit dem Übergepäck unserer Backpacks die Zollkontrolle überstehen werden.

24. April 2016

Vietnam - Hoi An

City of lights

 

Wir melden uns zurück aus Hoi An. Nachdem wir erst einmal das kleine charmante Städtchen mit seinem Sandstrand und dem wechselhaften sonnig bis regnerischen Wetter auf uns haben wirken lassen, haben wir uns kurzer Hand entschlossen an unsere regulär geplanten vier Nächte noch eine fünfte dranzuhängen.

Bisher der längste Aufenthalt an einem Ort. Doch hat uns dieser ganz besonders in seinen Bann gezogen und uns auf den ersten Blick überzeugt. Auch das soll es geben - die Liebe auf den ersten Blick. 

Trotz der Ansammlung an Touristen, die überwiegend asiatischer und vereinzelt auch europäischer Herkunft sind, strahlt die Stadt eine romantische Idylle aus und ist somit der perfekte Treffpunkt für die frisch Verliebten. Da zumindest eine von uns das von sich behaupten kann, schenke ich meine vollste Verliebtheit dieser Stadt. Da wir uns für gewöhnlich nicht nur in die inneren Werte verlieben sondern vorerst auch das Äußere einen bleibenden Eindruck hinterlässt, sind wir vom Anblick der kleinen Gassen, die beleuchtet sind mit bunten Lampions, seinen alten Fassaden, an denen prachtvolle Blüten verschiedenster Arten hinauf ranken und den lächelnden Gesichtern der Händler an kleinen Verkaufsständen, berührt und hingerissen. Wie in einem Traum betreten wir eine Stadt, die wohl schöner nicht sein kann. Und nicht umsonst steht sie unter den Top 10 der attraktivsten Städte Asiens. Bunt und freundlich erstreckt sich uns ein farbenfroher Anblick aus warmen Lichtquellen, die von Lampions, Laternen und Kerzen herrühren, und sich in einem kleinen schmalen Fluss am Ufer widerspiegeln. Man könnte sagen, wir sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Genau passend zum Vollmond findet hier ein Lichtfest statt, bei dem größtenteils alle elektrischen Lichter ausgeschaltet werden und anstelle dessen Laternen, Kerzen und Lampions die Straßen Hoi An's beleuchten und in warmes Licht hüllen. Wie wir später herausfinden scheint hier jeder Tag die richtige Zeit zu sein, denn treffen wir die niedlichen alten Damen hier täglich wieder, die uns mit breitem zahnlosen Lächeln freundlich bitten, eine ihrer schwimmenden Kerzenschiffchen zu erwerben, um diese anschließend aufs Wasser gleiten zu lassen. Und so begrüßt uns Abend für Abend eine gemütliche Atmosphäre, die uns einlädt in einem der zahlreichen kleinen Restaurants am Ufer Platz zu nehmen und mit Blick auf den mit Lichtern gefüllten Fluss, die vietnamesische Küche zu genießen. Und nicht nur die liebevoll gestalteten Lokale laden uns herzlich ein, auch die Boutiquen am Straßenrand, kleine Stände und der Nachtmarkt, verführen uns zu einer Endlosschleife des Kaufwahns. Von bunten kitschigen Souvenirs, über handbestickte Taschen, bis hin zu luftigen Sommerkleidchen schlendern wir von Shop zu Shop und bereichern die Händler um einige vietnamesische Dong. So ist Hoi An nicht nur bekannt für seine bunte Vielfalt an Lichtern, sondern ebenso für seine Schneiderkünste und zieht somit die Modewelt derer in ihren Bann, die sich gerne Kleidung nach Maß anfertigen lassen möchten. Das Letzte was wir jedoch nun verspüren, ist der Wunsch bei 34 Grad trockener Hitze in einer Maßanfertigung von Kleid zu stecken. Da es bis zum Brautkleid voraussichtlich sowieso noch einige Zeit benötigt, sehen wir dies als eher nicht notwendig und ziehen dem Wetter entsprechend den Strand Hoi An's, spärlich klimatisierten aufgewärmten Schneidereien vor.

Mit ausgeliehenen Fahrrädern der Familie, deren Domizil wir für unseren Aufenthalt bewohnen dürfen, man nennt es auch Homestay, radeln wir hochmotiviert in Richtung Beach, der laut Karte in ungefähr 15-20 Minuten zu erreichen ist. Leichter gedacht als getan, treten wir vergebens die Pedale, die sich nach einer gewissen Zeit stetig im ersten Gang - denn mehr besitzen unsere Drahtesel nicht - nur noch bewegen wie Gummi und lassen uns den erfrischenden Fahrtwind ins Gesicht wehen. Am heiß ersehnten Strand angekommen werden wir herausgewunken von kleinen Damen mit Strohhut, die uns für 10.000VND einen bedachten Stellplatz für unsere Räder empfehlen. Nass geschwitzt von der Fahrt in Kombination mit schwüler Hitze, folgen wir dem Rauschen des Meeres, dem salzigen Duft von Urlaub.

Und da ist er. Dieser Moment, wenn wir das erste mal das Meer vor uns sehen, das seine schaumigen Wellen mit voller Wucht gegen das sandige Ufer prallt. Wenn uns das erste Mal der warme Sand unter unseren Füßen kitzelt und wir das strahlende Lachen der Sonne auf unserer Haut spüren können.

DAS ist Urlaub. Das ist Freiheit. Im wahrsten Sinne des Wortes, wenn unten herum das Bikini Höschen flöten geht, während man von einer Welle erwischt, unästhetisch herumgewirbelt und letztendlich wie ein gestrandetes Wallross am Ufer angespült wird. Ein besonderer Anblick für die gut trainierten braungebrannten Beach Boys, die am Strand ihren Fitnessübungen nachgehen, während man selbst glaubt unfassbar Baywatch ähnlich aus dem Wasser zu gleiten, jedoch von jeder Welle in die Knie gezwungen und aus der Wallrossnummer nicht mehr rauszukommen scheint. Nach gefühlt einem halben Liter Salzwasser, das man währenddessen geschluckt hat, weiß man auch endlich wieder, wie das Meer schmeckt.

Nichtsdestotrotz ist genau dieses das Gefühl, das wir uns nach dem Kulturschock, diversen Sightseeingtouren, Tempelhoppings und der staubigen Stadthitze zuvor erträumt haben.

Was wir uns in unseren Gedanken und vor unserem inneren Auge abspielen ist wohl manchmal unbeschreiblich. Nur von unseren Träumen und Wünschen ummantelt stellen wir uns etwas vor, das manchmal ganz anders kommt oder genauso ist, wie man es geglaubt hatte. Manchmal sogar noch viel schöner. Hoi An übertrifft unsere Erwartungen, unseren Sonnenbrand und die Anzahl Sonnen,- sowie Regenstunden unserer ganzen bisherigen Reise. 

Und so radeln wir vom Strand im strömenden warmen Regenschwall Vietnams, der uns windigerweise fast vom Fahrrad weht, vorbei an dauerhupenden Rollerfahrern, Reisfeldarbeitern und Wasserochsen zurück in unsere Unterkunft, in der wir uns den Sand abwaschen, unsere durchnässten Kleider trocknen und mit sonnen geküsster Haut den Abend auf unserem Balkon genießen.

In der Stadt des Lichtes. Hoi An.

20. April 2016

Hué - Vietnam

Stadt der Harmonie

 

Atemlos durch die Nacht. So würde Helene Fischer unsere Busfahrt nach Hué betiteln und leise im Hintergrund summen. Denn liegt uns die gesamte Fahrt über, die mit geplanten dreizehn Stunden nicht wirklich kurzweilig ist, ein aufdringlicher Uringeruch in der Nase. Die zweistöckigen Schlafplätze, die an eine Jugendherberge erinnern, sind an sich relativ bequem, doch verhindert dort jeder Toilettengang eines Passagiers beim Öffnen der Klotür unseren Schlaf. Entsprechend müde und etwas geistesabwesend kommen wir fast drei Stunden früher als geplant morgens früh in Hué an. Beladen und bepackt mit unserem Gepäck, das tendenziell eher schwerer statt leichter wird, orientieren wir uns den Straßennamen entlang durch die deutlich ruhiger und gelassener wirkende neue Stadt, bis wir unser Hotel, das in einer kleinen Seitengasse liegt, erreichen und dort überaus freundlich empfangen werden. Nachdem wir uns kurz aufgefrischt, mit einem Frühstück gestärkt und uns sowohl geruchstechnisch als auch Wetter bezogen akklimatisiert haben, machen wir uns auf den Weg in eine kleine Zeitreise vietnamesischer Geschichte.

So bietet die Kaiserstadt Hué uns einen kleinen Einblick in das Zeitgeschehen einige Jahre vor unserer Zeit. Mit einem weiteren Weltkulturerbe, der Zitadelle mit ihrer verbotenen Stadt, verbringen wir fast ganze zwei Stunden in einem Areal, das umringt ist von einer zehn Kilometer langen Mauer und begutachten die Überreste eines längst verlassenen Lebens. Wo wir einst irgendwann unsere sterblichen Überreste auf einem Friedhof inmitten  vieler anderer Grabstätten zurücklassen werden, so bekommt hier jeder Kaiser nicht nur ein eigenes Grab, sondern viel mehr ein Grundstück, das dem einer kleinen Reihenhaussiedlung nahe kommt. So betreten wir durch ein schweres Steintor den Vorderhof einer Grabstätte des Kaisers Minh Mang, dessen versteinerte Wächter, die links und rechts von uns in Stein gemeißelt aufgereiht sind das Grab bewachen. Die gesamte Fläche bestehend aus mehreren kleinen Tempeln und dem eigentlichen Mausoleum des verstorbenen Kaisers werden umringt von einem mit Seerosen bedeckten kleinen Teiches. Ein Ort der Ruhe und des Friedens.

Hué, definitiv ein Ort der Ruhe, zumindest wenn man vorher in Großstädten wie Bangkok und viel mehr Hanoi unterwegs gewesen ist. So macht der ins deutsche Übersetzte Name "Harmonie" seiner Stadt im wahrsten Sinne des Wortes alle Ehre. Mit niedlichen Cafés in kleinen Seitengassen wird die in sich ruhende Stadt mit ihren freundlichen und offenen Bewohnern geprägt und präsentiert sich mit einem Ausblick in die Berge, ihren Tempeln und einem Fluss, der Parfümfluss getauft ist, als Schaubild naturliebender Charakteristik.

Auch wir, die wir nach einer Woche Großstadt und überwiegend bewölktem Himmel nun die Sonne in der Stadt der Harmonie aufblitzen sehen, beginnen langsam zu entspannen und auch unsere innere Ruhe zu finden. Freundliche Gesichter lachen uns an den Straßenecken an, winken uns zu, schauen interessiert und fragen uns woher wir kommen. Was wir im nördlichen Vietnam zuvor vermisst und aus dem Land des Lächelns Thailand schon fast gewohnt waren, kommen wir hier nun wieder etwas näher. Bei einem mittaglichen Snack essen wir wohl das beste Essen Vietnams. Eine recht bescheiden aussehende Nudelsuppe, die unsere Geschmacksnerven aber bis ins kleinste Detail verwöhnt. Scharf und unglaublich lecker. Am Parfümfluss vorbei, der seinen Namen den duftenden Blüten verdankt, die im Sommer darauf treiben, schlendern wir entlang über einen kleinen Markt und fördern mit gekauften Girlanden und bunt bestickten Taschen die Kapazität unseres Gepäcks. Der Markthandel hier erinnert ein wenig an die arabische Mentalität, dennoch sind wir glücklich über unsere Einkäufe, die vietnamesischen Marktfrauen einige Dong reicher und unsere Rucksäcke immer schwerer.

Mit einigen Mückenstichen mehr auf der Haut und dem ersten minimal rosa leuchtenden Sonnenbrand auf den Schultern verlassen wir nun auch diese Stadt und freuen uns auf eine weitere harmonische Busfahrt mit Eau de toilette in Richtung Süden und Hoi An.

18. April 2016

Vietnam - Ha Long Bay

Über uns der Himmel unter uns das Meer

 

Es ist morgens früh 8 Uhr. Gespannt warten wir in unserem Hotel, das unmittelbar in der Altstadt Hanoi's liegt. Bei Ohrenbetäubendem Lärm, diversen Hupkonzerten und dem üblichen Tumult dieser Stadt sehnen wir uns nun nach Entspannung und sind voller Vorfreude auf unseren Trip nach Ha Long Bay. Das Wetter in Deutschland, wie wir feststellen ist derweil besser als bei uns, zumindest was die Anzahl Sonnenstrahlen betrifft, denn im warmen Regen transpirierend stehen wir nun draußen, bis der geplante Bus auf der gegenüber liegenden Straßenseite stehen bleibt und unser Tourguide uns einsammelt. Das Fortbewegungsmittel, wenn man es denn so nennen kann, sieht aus wie frisch dem Schrotthandel entsprungen und entpuppt sich sowohl von außen als auch von innen als Elektromüll. So ruckeln wir mit der Busschleuder gefühlt fast ganze 100m weit, bis das Pedal kein Gas mehr annimmt, ein ungesundes Grummeln ertönt und der Motor schlicht und ergreifend den Geist aufgibt. Ein irritierter Busfahrer, der sich das Problem vorerst mit "No Gas" erklärt, stellt doch relativ schnell binnen einer Stunde die tatsächliche Ursache fest, während er vorerst den Tank mit einer Zigarette im Mund auf seinen Füllstand überprüft. Nach einiger Wartezeit in einem stickigen defekten Bus werden wir von einem Lumpensammler aufgefordert, den Bus zu wechseln, welcher um einiges kleiner aber zumindest funktionstüchtig zu sein scheint. Gefühlt schätzen wir seine Passagierkapazität auf zehn, unsere gesamte Reisegruppe bestehend aus 20 Personen wird dennoch hinein verfrachtet, ähnlich wie das Gepäck im Kofferraum. Ganze drei Stunden sitzen wir nun eingepfercht wie die Legehennen in unserer Legebatterie auf vier Rädern, bis wir das heiß ersehnte Ha Long mit seiner traumhaften Bucht, bestehend aus 1.500 Quadrat Kilometern Felsenlandschaft, endlich erreichen.

Am Hafen angekommen verkündet unser Guide uns dann die Hiobs Botschaft, die da lautet, dass die geplante Tour von zwei Tagen inklusive einer Nacht auf einem Boot inmitten der Bucht, wegen schlechten Wetters und einer Sturmwarnung abgesagt werden müsse. Als Alternative wird uns angeboten die Insel Cát Bà anzusteuern und die Nacht vor Ort zu verbringen. Anstelle eines Boots besteigen wir nun eine frisch gestrichene Fähre, die uns mit einigen Bikern, Pkw's und den restlichen Touristen vom Hafen direkt zur Insel befördert.

Trotz des Dunstes und des Nebels, der über der Bucht liegt wie ein grauer Schleier, erstreckt sich uns ein faszinierendes Bild. Aus dem Wasser herausragende massive Felswände, die in den Himmel schauen. Das zum Weltkulturerbe ernannte Naturschauspiel liegt dort wie ein Bilderbuch vor unseren Augen. 

Über uns der Himmel, unter uns das Meer, und ringsherum ein Hauch von Grünem Wunder.

Schnell vergessen wir die etwas turbulente Anreise und lauschen dem Plätschern der See, die wir durchfahren, atmen den Duft der Freiheit gemischt mit etwas Benzin ein und erreichen letztendlich die Insel Cát Bà. Dort angekommen besichtigen wir zu allererst eine Tropfsteinhöhle, zwar nicht die, die wir eigentlich hätten sehen wollen, jedoch genau so eng und schmal, um unsere claustrophobische Veranlagung noch ein wenig zu pushen. Nachdem wir feststellen, dass der Tourguide, auf den wir während der Höhlen Exkursion vehement einredeten, wann und wie genau wir aus der engen Dunkelkammer herauskommen würden, auch nur ein gewöhnlicher Tourist ist, sind wir sehr erleichtert, als wir den Ausgang betreten und inmitten einer Dschungel ähnlichen Landschaft stehen. Weiter mit dem Bus fahren wir in das uns gestellte Hotel und bekommen eine kleine Entschädigung der bisher umständlichen Tour. So drücken uns die Verantwortlichen nicht nur Wodka in Plastikflaschen in die Hand, sondern schicken uns mit diesen und Sprite Flaschen zum Mischen eines Long Drinks, in eine Bar am Ufer. Versuche das einmal in Deutschland und der Lacher ist auf unserer Seite. Nachdem wir einige schlucke Wodka, vietnamesisches Bier en masse inklusive Bierpong erfolgreich hinter uns gebracht haben, treten wir den Heimweg in strömendem Regen an, schließen die Augen und lassen die Welt um uns herum einen kleinen Moment lang drehen, bis wir eingeschlafen sind.

Der nächste Morgen besteht aus einem trockenen Stück Brot mit überdurchschnittlich süßer Marmelade, anschließendem Kajakfahren und der versprochenen Partybootstour, die jedoch nur etwa eine Stunde dauert, bis wir zurück in den Hafen einlaufen. Und so genießen wir noch einmal den wunderschönen Anblick eines Naturspektakels, das sich Felsen für Felsen vor uns erstreckt. Lassen uns den Fahrtwind ins Gesicht wehen und erhaschen den ein oder anderen winzig kleinen Sonnenstrahl, der durch den grau bedeckten Himmel funkelt. Und jeder Moment nur einen Horizont vom Glück entfernt.

16. April 2016

Vietnam - Hanoi

Überlebenskünstler

 

Nachdem wir den leichten Kulturschock überwunden haben, der uns die letzten beiden Tage brühwarm auf den Straßen Hanoi's serviert wurde, sind wir langsam angekommen und versuchen uns durch den Dschungel aus Mopeds durchzuschlagen. Wo wir zuvor mit einer Mischung aus Panik, minimaler Todesangst und einem klammernden ineinander Verknoten um unser Leben rennend völlig unbeholfen die Straße versuchten zu überqueren, in der Hoffnung bitte nicht von fünf oder mehr Rollern gleichzeitig rechts und links auf uns zurasend überfahren zu werden, arbeiten wir uns nun für unsere Verhältnisse absolut souverän und gelassen von A nach B. Während wir in einem Labyrinth von Zweirädern umfahren und angehupt werden. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und so haben auch wir uns an das rege Treiben dieser Stadt gewöhnt oder zumindest darauf eingelassen. Gelernt haben wir dabei den absoluten Umkehrschluss zu unserer heimatlichen strukturierten Welt. Denn wo dort die Farbe rot ein striktes Verbot an uns appelliert, ist sie hier höchstens symbolisch gekennzeichnet für die vietnamesische Nationalflagge oder die Hauptzutat Chilli. Der einzige Unterschied beim Überqueren einer roten zu der grünen Ampel, an die sich hier so gut wie niemand hält, ist wohl, dass von leichtem Hupkonzert auf pompöses Orchester aufgestockt wird. Wer hier überleben möchte muss einfach Gehen. Völlig nach dem Motto: Augen zu und durch. Denn wie sagt man so schön? "No risk, no fun". Wer stehen bleibt verliert und blickt dem Raubtier mit seinen fletschenden Zähnen direkt ins Gesicht. Nicht unbedingt einfach, aber machbar und absolut überlebensnotwendig. Wichtig hierbei nur, dies möglichst nicht zu Hause umzusetzen, denn das könnte voraussichtlich zu äußerst brenzlichen Situationen führen.

Und so laufen wir siegessicher und abgehärtet, so glauben wir, mit einem Stadtplan bewaffnet durch die Altstadt Hanoi's, bestehend aus schmalen Gässchen, kleinen niedlichen Restaurants und Bars, vorbei an in kolonial Stil erbauten Häusern, deren Balkone geschmückt sind mit bunten Lampions, einigen Tempeln zwischendrin und einem Pulk an Menschen, ein Treiben, das an ein Ameisennest erinnert. Stets fleißig in Bewegung. Frauen mit Strohhüten balancieren gekonnt eine Stange mit jeweils zwei Körben rechts und links gefüllt mit Gemüse auf einer Schulter. Am Straßenrand oder auch gerne mittendrin werden Obststände mit exotischen Früchten angeboten, beträufelt mit Zucker und Chilli und davon nicht zu wenig. Mit hochrotem Gesicht und tränenden Augen schlendern wir, eine dieser Chilli Mango Spezialitäten essend, bei feucht heissen 34 Grad nun am Hoam Khiem Lake vorbei, während die leicht pikante Chillinote uns sämtliche Geschmacksnerven abzutöten scheint. Inmitten von vorwiegend asiatischen Touristen besichtigen wir einige der bekannten Tempel Hanoi's. Beeindruckende Architektur umhüllt von einem betörenden Duft vieler vor sich hinziehender Räucherstäbchen.

Weiter geht es anschließend vorbei an Friseuren, die ihre Kunden in einem kleinen offenen Winkel eines Hauses frisieren, an einer hochmodernen Shopping Mall, die mit Louis Vouitton und Prada weder unseren Geschmack, noch unser Budget anspricht, dafür aber eine saubere Toilette.

Und an Vietnamesen, die auf mini Stühlen und Tischen am Straßenrand mit duftenden Suppen und Nudelgerichten ihre Mittagspause genießen. Auch wir passen uns den Asiaten an und essen natürlich mit Stäbchen. So passiert es das ein oder andere Mal, dass eine fliegende Sojasprosse gekoppelt mit einem Hauch Koriander mich von links attackiert und meine Nasenspitze streift, während gleichzeitig eine Frühlingsrolle aus 20 Zentimetern Höhe zielsicher aus dem Stäbchen ein Bad in der Sojasauce nimmt. Wie sagt man doch: Übung macht den Meister. Belustigt beobachten uns die Einheimischen, die sonst meist eher zurückhaltend wirken. In Anbetracht der Tatsache, dass uns nach kilometerweitem Durchqueren und Besichtigen der Stadt langsam aber sicher die Kräfte verlassen, ist dieser kleine Schwächeanfall auch gut und gerne zu verzeihen.

Daher kommen wir in den Geschmack nach Bangkoks Tuk Tuk Fahrt, die vietnamesische Rikscha auszutesten. Wo einst die Todesangst verschwunden war, ist nun die schiere Panik unser Begleiter auf dieser 10 Minuten Fahrt. Denn wo wir bisher nur schnell die Straßenseite wechseln mussten, stecken wir nun mittendrin im Ausnahmezustand Hanoi. So passiert es gelegentlich, dass der Gegenverkehr sich auf unserer Spur verirrt, sofern diese gar existiert, ein Rollerfahrer hauchzart an uns vorbeizieht und unser Gedankenkarussell aus diversen Horrorszenarien besteht, die sich vor uns in Höchstgeschwindigkeit abspielen.

Ob wir es tatsächlich jemals "Gewohnheit" nennen können, ist wohl fraglich und gar unwahrscheinlich. Denn durchfährt uns nach wie vor ein angenehmer und ungewohnter Schauer beim Anblick dieser Stadt. Doch werden wir konfrontiert mit einer neuen Welt, mit einer neuen Kultur, mit neuen Menschen und einer weiteren spannenden Seite unseres Buches. Mit bleibenden Eindrücken und der Erfahrung, sich dem Unbekannten zu stellen und zu sehen, dass das Leben vielleicht manchmal schnell an uns vorbeirast, wie die Überlebenskünstler auf ihren Motorrollern.

Und dennoch bewusst und ruhig gelebt werden muss, um das Ziel auf der anderen Straßenseite zu erreichen.

Mit dem bleibenden Eindruck einer faszinierenden, turbulenten, bunten Stadt schließen wir das Kapitel Hanoi und lassen den Großstadtdschungel nun zurück.

14. April 2016

Vietnam - Hanoi

Xin chao 

 

Next Stop: Hanoi - Vietnam.

Wer in dem Glauben gewesen ist, Bangkok sei verkehrstechnisch leicht chaotisch angehaucht oder gar viel mehr ein kompletter Ausnahmezustand, der hat Hanoi noch nicht erlebt.

Es ist 14:20 Uhr und unsere Maschine hebt leicht wie eine Feder gen Himmel ab. Die Leichtigkeit der Vietnamesin neben uns mehr oder minder schwerfällig, so schien ihr nervöses Verhalten doch eher geprägt zu sein von minimaler Flugangst kompensiert mit dem Drang, diese nicht zu zeigen. Mit hibbeligen Kopfbewegungen, einem verzerrten Dauergrinsen und leisen Selbstgesprächen überlebte sie jedoch, wie alle anderen Passagiere, uns mitinbegriffen, auch den etwa zwei stündigen Flug.

Wir verabschieden uns also vom wunderschönen Bangkok und sagen Xin chao Hanoi. So begrüßt uns Vietnams Hauptstadt mit bewölktem Himmel, einem subtropischen Klima und einem Taxifahrer, der seine Entscheidungsschwierigkeiten auf der Straße versucht zu bewältigen. Anstelle von links oder rechts fährt dieser konstant auf dem Mittelstreifen. Generell scheinen die Verkehrsregeln auch hier keinen besonders hohen Stellenwert zu haben. Wo unsererseits schon allein das Fahrradfahren ohne Helm verpönt ist, wird hier das Joggen auf der Autobahn wohl als absolut selbstverständlich angesehen. Seelenruhig wird hier nämlich auf dem Seitenstreifen für den nächsten Marathon geübt. Im Vergleich zu der Straßenlage, die sich immer mehr verengt je näher wir Hanoi's Zentrum kommen, ist das Laufen auf dicht befahrenem Highway jedoch wohl weniger gefährlich als das Überqueren einer Straße. Auf einer zwei spurigen Fahrbahn drängen sich hier neben vereinzelten Pkw's gefühlte hundert Rollerfahrer, die neben vollbeladenen Kartons und Kisten auch die ein oder andere Großfamilie transportieren. Mit wildem Gehupe wird nun von rechts und links überholt, geschnitten und generell gefahren, wie es die Lücke eben gerade zulässt. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Absolut geblendet von einer Stadt, die nur aus Rollerfahrern zu bestehen scheint, kommen wir an unserem bereits vorgebuchten Hostel an. Dieses jedoch entspricht nicht ganz unseren recht niedrig gehaltenen Erwartungen. Doch auch die perfekte Lage im Altstadtkern Hanoi's macht die zugemauerten Fenster eines kleinen Raumes, der für claustrophobisch Veranlagte besonders einladend ist, in Kombination mit Schimmel und einem vor sich hin vegetierendem Badezimmer nicht gut. Nachdem wir uns entscheiden, unsere Gesundheit weniger auf's Spiel und dafür etwas mehr Geld in eine Unterkunft zu setzen, finden wir nach etwa zwei Stunden, vegetarischen Frühlingsrollen, diversen Fast Kollisionen und einem Bier, endlich ein passendes Hotel. Die Finanzen passen dabei wunderbar, denn fühlen wir uns einmal im Leben richtig reich. Mit 350.000 Dong die Nacht haben wir hier sogar ein richtiges Schnäppchen geschlagen. Nachdem zur Feier des Tages noch die Toilette verstopft, die um ein Haar das Bad in einen übel riechenden Swimmingpool verwandelt hätte, liegen wir ermattet auf dem Bett und schließen nach einem weiteren "Bia Ha Noi" langsam aber sicher die Augen.

Während die Stadt unter uns weiter lebt und wohl niemals schläft...

13. April 2016

Thailand - Bangkok

Happy Thai new year

 

Wenn man glaubt es geht nicht exzessiver, bunter und durchgedrehter, dann ist Bangkok der richtige Ort für eine Steigerung des Ganzen. So ist die Stadt mit ihren Wolkenkratzern, Tempeln und freiliegenden Stromleitungen ein Paradoxum in sich. Denn gerade als man glaubt, die Kultur und Lebensweise einigermaßen verstanden zu haben, setzt die Hauptstadt Thailands nochmals einen drauf.

So schlendern wir nach dem Frühstück durch den Großstadtsmog, atmen den Duft von Koriander, verbranntem Fleisch, Abgasen und undefinierbaren Gerüchen ein, die sich in der Luft vermischen, und merken wie uns bei 36 Grad die Kleidung auf unserer Haut langsam aber sicher zu kleben beginnt und auch unser Gesicht jegliche Sonnencreme, die zuvor aufgetragen wurde, zerlaufen lässt. Um die brennende Hitze ein wenig zu umfahren setzen wir uns in ein Tuk Tuk, das uns in der Regel etwas zügiger zum Ziele führen soll - so die Theorie. Leider jedoch nicht ganz in die Praxis umgewandelt stecken wir keine 100 Meter weiter mitten auf der Touristen und Partymeile Bangkoks fest. Eine Abkühlung wäre zwar nicht schlecht, doch hätten wir so schnell nun nicht damit gerechnet. Denn als hätten es die Thais geahnt, fällt es wie aus allen Wolken auf uns herab. Ein eisgekühlter Eimer voller Wasser, der von der Seite auf uns einprasselt. Nass und unberechenbar laufen die kleinen Tropfen unseren Rücken herunter.

Gefangen in einer kleinen Personenkabine auf drei Rädern, dessen Fahrer sich keinesfalls durch den Angriff aus der Ruhe bringen lässt, beginnt um uns herum eine Wasserschlacht der Superlative. Angemalt mit weisser Farbe springen und tanzen die Einheimischen sowie internationale Mitläufer auf den Straßen und schießen mit bunten Wasserpistolen um sich. Eine Armee von Trompetenspielern und Tänzerinnen performen sich durch die tosende Mäute, während wir inzwischen nicht mehr unterscheiden können, ob wir nass geschwitzt oder einfach nur von oben bis unten durchnässt sind. Eines jedoch ist sicher: Die Kleidung ist durchsichtig und das bis hin zur Unterhose. Die perfekte Voraussetzung also, um den Weg in eine der bekanntesten Tempelanlagen Bangkoks anzutreten, wo diese doch so viel Wert auf Körperbedeckung legen. Dem war zufolge, dass vor Ort ein quietschgrüner Overall über die ohnehin durchgeschwitzte Kleidung gezogen werden musste, unter dem Transpiration gar keinen Ausdruck mehr findet. 

Einen liegenden Buddha, tanzende Kinder in aufwendig verzierten Kostümen und gefühlte 5L Wasser später, befinden wir uns auf einem Hügel mit Blick über ganz Bangkok. "Golden Mound" spricht für sich und lässt uns beim Anblick sofort alle vorangegangenen Wasserangriffe vergessen. Diese nehmen uns jedoch recht schnell wieder ein, als unser Taxifahrer uns eine Stunde später wieder zurück ins die Wildnis aussetzt. Die Straßen immer voller und mit ihnen die Menschen, welche schreiend und lachend mit schallender Musik aus allen Ecken feiern und tanzen.

Gerade als wir uns wieder an die nasse Kleidung und der dazugehörigen Abschussrate einer mit Pfützenwasser gefüllten Kinderwasserpistole von ungefähr alle paar Sekunden gewöhnt haben, werden wir nun auch noch von fremden Händen inmitten der Fußgängerzone, die sich nun auch bis auf die Straße erstreckt, mit weisser Farbe vollgeschmiert. Wie die Indianer auf Kriegsfuß kämpfen wir uns durch die Menge vor zu unserem Hostel, das uns trotz fehlenden Fensters und penetrant gestrichenen grünen Wänden, die meinem schweißtreibenden Overall ähneln, in diesem Moment sehr einladend erscheint. Nachdem wir die Blessuren des Thai New Years Day, das wie wir feststellen sehr ausgiebig und feucht fröhlich gefeiert wird, von uns gewaschen und einer äußerst schmerzhaften, jedoch sehr wirksamen traditionellen Thaimassage unterzogen haben, runden wir unseren Abend ab mit einem wunderbaren thailändischen Essen und einem Liter Chang Bier, das nicht nur unseren verlorenen Flüssigkeitshaushalt die Fülle verleiht.

Ein krönender Abschluss einer fastzinierenden und überraschenden bunten Stadt, die mit all ihrem Lärm doch einen derart friedlichen Charme ausstrahlt und mit ihrer Vielseitigkeit trotz Schmutz und Dreck glänzt wie ein ungeschliffener Diamant.

12. April 2016

Thailand - Bangkok

Eine einfach nur verrückte normale Stadt

 

Die erste Nacht im völlig verrückten durchgedrehten Bangkok City.
Die einzige Frage dabei: Wer ist hier eigentlich verrückt?
Eine Stadt? Deren Einwohner?
Oder sind es wir, die die Rolle des Fremden übernehmen und die Stadt der Drehort ist, die Bürger die Protagonisten sind, deren Geschichte wir einfach noch nicht mitfühlen können, da wir als Laie in der Ecke stehen, und alles lediglich von aussen betrachten können?!
Sind es eigentlich wir, die hier verrückt sind? Verrückt spießig? Verrückt verklemmt? Und verrückt vor Angst dem Unbekannten gegenüber, das wir nicht kennen? Oder vielleicht gerade nur, Weil wir es nicht kennen?!
Dabei gibt es nichts, das es nicht gibt.
Und seien wir doch mal ehrlich:
Was ist denn bitte skurril oder ungewöhnlich daran, wenn Frauen untenherum nackt auf einer Bühne tanzen, sich Laola Ketten aus der Intimzone ziehen, Flaschen mit ihrem Geschlechtsteil öffnen oder der neuste Trend- denn Rauchen auf Lunge ist ja schon langweilig und ungesund genug!- nun auch ihre Nikotinsucht in anderen, eindeutig für andere Zwecke vorgesehene, Körperöffnungen befriedigen.
Was wir in diesem Falle als eher fragwürdig empfinden oder gar neurotisch, krankhaft, oder wie bereits verwendet, verrückt ansehen, nennt sich hier lediglich "Ping Pong Show" und wird gehandhabt wie bei uns ein Auftritt eines Zauberers, oder langweiliger noch: Der Sänger bei DSDS, der tatsächlich auch singen kann!
Es ist mehr oder weniger unbeeindruckend, fast schon einschläfernd für die Menschen, die hier leben und dies nur zur Genüge täglich sehen.
Was ist Normal, die Norm, Normalität?
Diese Frage stelle ich mir.
Bangkok stellt so einige
Normalitäten für uns in Frage, wie beispielsweise auch die Tuck Tuck Fahrt, die mich an ein Kart Rennen erinnert hat.
Geregelter Verkehr bei konstanten 5o km/h? Wo leben wir denn?- mit gefühlten 100 Kilometern die Stunde heißt es hier zwischen Toyota Avensis, Hyundai i40 und Co auf der Ideallinie vorbei zu rasen in einem klapprigen Gestell auf drei Rädern, dessen kleine Personenkabine auf dem Rücksitz noch einmal freundlich mit Hilfe von Aufklebern darauf hinweist, doch bitte ausnahmsweise bei diesem durchschüttelnden Trip seine Sexualgelüste unter Kontrolle zu halten, und doch tunlichst einmal keinen Oral,- Anal oder jeglichen anderen Sex auf dieser Fahrt  zu praktizieren.
Ich muss sagen, das fiel mir doch ehrlich schwer und danke Bangkok für diesen Hinweis, denn ohne hätte ich mich ja kaum halten können!
Anders als im für uns wohlgesitteten (für andere auch als spießig zu übersetzen) Deutschland wird der Verkehr hier nicht durch Fahrbahnmarkierungen, Ampeln oder solch überflüssigen Dingen, wie Verkehrsschildern geregelt.
Es ist nicht so, als würden diese nicht existieren, doch scheinen sie eher vielmehr den Dekozwecken zu dienen, als ihren eigentlichen Dienst zu erfüllen. Aus drei mach vier bis fünf Fahrspuren. Aus rot mach grün.  Die Geschwindigkeitsbegrenzung multipliziere mit zwei und Fußgänger? Wer oder was ist das? Die Polizei, dein Freund und Helfer- hier definitiv!
Für uns: eine ausnahmslose Katastrophe. Der super Gau.
Für Bangkok: das geregelte Chaos.
Denn all das, ist für unsere asiatischen Mitbürger, speziell in Bangkok lebend, vollkommen "normal"
Normal ist für uns Menschen das, was wir kennen, mit dem wir vertraut sind, das uns gängig und alltäglich erscheint.
Und ist es nicht schön und unglaublich spannend über seinen eigenen Alltag hinaus den Horizont zu erweitern, und erfahren zu können, dass Normalität in jedem Land auf dieser einen Welt und vielleicht sogar darüber hinaus neu definiert werden kann? Wir sollten nicht nur eine Seite unserer Weltgeschichte gelesen haben, sondern mehrere Kapitel. Seite für Seite, herausbrechen aus der Rolle des unwissenden Komparsen, eintauchen in die Welt der Protagonisten. Mehr darüber erfahren, wo wir eigentlich leben, wie wir leben können, wer wir eigentlich sind. Welche Schönheit und Vielseitigkeit diese eine Welt doch mit sich bringt.
Und dass wir alle auf einem Platz dieses Planeten doch vollkommen normal sind.- oder eben verrückt.

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